Oktober 2016: Besuch aus Pszczyna
"Wir wollen eine wirkliche Partnerschaft"
Gesagt hat diese Worte Landrat Uwe Schulze. Gerichtet waren sie an die Mitglieder der Delegation aus dem polnischen Partnerkreis Pszczyna, die unter Leitung des Landrates Pawel Sadza unseren Landkreis am 6. und 7. Oktober 2016 besuchte. Pawel Sadza sieht das genauso. Ja, es ist nicht nur eine Partnerschaft, sondern eine Freundschaft entstanden, so seine Worte.
Offensichtlich stimmt die Chemie zwischen beiden Landräten, die sich bei vorherigen Begegnungen gut kennengelernt haben. Zuletzt traf man sich im oberschlesischen Pszczyna, wo man im Mai die Partnerschaft besiegelte. Der jetzige Besuch der polnischen Gäste war praktisch der Auftakt, die Partnerschaft inhaltlich mit Leben zu erfüllen. Die einzelnen Besuchsstationen geben bereits einen ersten Aufschluss, auf welchen Gebieten man konkret zusammenarbeiten will. So zum Beispiel in den Bereich Bildung, Arbeit und Kultur. Diese Themenbereiche standen beim Besuch in der Freien Schule Anhalt in Köthen im Mittelpunkt.
Die Gäste informierten sich bei einem Rundgang über das reformpädagogische Konzept der integrierten Gesamtschule mit christlichem Profil. Der Geschäftsführer der Freien Schule, Ferenc Makk, und die polnischen Gäste bekräftigten ihr Interesse an einer Schulpartnerschaft, die einen Schüleraustausch und eine enge Zusammenarbeit in schulischen Projekten zum Ziel haben soll. Darüber hinaus wurde durch die Beteiligten eine Kooperation der Musikschule Köthen mit den Musikkreisen in Pszczyna angeregt. Durch die Stabstelle Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktstrategie des Landkreises wurde das Projekt "Bildung integriert" vorgestellt, welches insbesondere die Themen Bildungsübergänge, lebenslanges Lernen und die Bindung von Fachkräften in der Region zum Gegenstand hat. Die polnischen Besucher haben mit einer Jugendberufsagentur, die auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gegründet werden soll, bereits gute Erfahrungen gemacht und boten hierbei ihre Unterstützung an.
Der polnischen Delegation gehörten 13 Personen aus verschiedenen Fachbereichen an. Mit dabei waren die Vorsitzende des Kreistages Pszczyna, weitere Vertreter des Kreistages, Verwaltungsmitarbeiter aus den Bereichen Finanzen, Katastrophenschutz und Öffentlichkeitsarbeit, Schulleiter, Feuerwehrangehörige und die Leiterin des dortigen Arbeitsamtes. Ein breit gefächertes Fachpersonal, dessen Fachbereiche sich zum großen Teil auch im Besuchsprogramm widerspiegelten. So informierte man sich im Kreistagsbüro über die parlamentarische Arbeit des Kreistages Anhalt-Bitterfeld.
Nächste Station war das Busunternehmen Vetter in Salzfurtkapelle. Die Organisation des öffentlichen Personennahverkehrs ist schließlich eine der Kernaufgaben beider Kreise. Das Familienunternehmen, welches mit über 400 Fahrzeugen jährlich rund 21 Millionen Beförderungskilometer absolviert, erklärte den Gästen die Betriebsstruktur. Von besonderem Interesse für die Gäste aus Pszczyna war das Anrufbussystem, welches in Anhalt-Bitterfeld und darüber hinaus eine echte Alternative zum festen Linienverkehr darstellt und mit dem man insbesondere im ländlichen Raum individuelle Beförderungswünsche erfüllen kann. Das System hat sich im Laufe der Jahre zu einem Standpfeiler für den Nahverkehr entwickelt. Immerhin werden mit dem Rufbus jährlich ca. 350.000 Fahrgäste, vorwiegend mit Kleinbussen und PKW, befördert. Ein System, welches bei den polnischen Gästen großes Interesse hervorrief.
Weitere Programmbestandteile waren eine Bustour durch den Chemiepark Bitterfeld- Wolfen, bei der Geschäftsführer Dr. Michael Polk interessante Einblicke zur Entstehung, zum gegenwärtigen Stand und zur Zukunft des Chemiestandortes gab, sowie ein Besuch im Kreisamt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen in Bitterfeld.
Um gut miteinander arbeiten zu können, muss man sich kennen. Und so war es naheliegend, dass zu Beginn des Besuchsprogramms im Kreistagssitzungssaal in Köthen eine Zusammenkunft mit den Amtsleitern der Kreisverwaltung anberaumt wurde. Wer ist mein Ansprechpartner in Sachen Finanzen, Katastrophenschutz oder Jugend- und Sozialarbeit? Mit der Vorstellung der einzelnen Bereichsleiter war auch diese Frage beantwortet. So konnten bereits erste Kontakte in den Fachbereichen geknüpft werden. Und um die Zusammenkunft rund zu machen, stellte Landrat Pawel Sadza seinen Landkreis in Ton, Bild und Wort vor.
Beide Landräte betonten, dass die künftige Zusammenarbeit nicht nur eine Partnerschaft zwischen Politik und Verwaltung sein wird, sondern eine Partnerschaft, bei der sich möglichst viele Institutionen, Vereine und Menschen einbringen sollten.
Natürlich konnte bei dem kurzen Besuch nicht jede Thematik vertieft und jeder Kontakt geknüpft werden. Man war sich jedoch einig, in welchen Bereichen man in Zukunft auf Augenhöhe zusammenarbeiten will. So zum Beispiel beim Austausch von Jugendfreizeiten, beim Austausch vom Schülern, Mitarbeitern und Praktikanten, oder bei Begegnungen in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur. Wir setzen sehr viel Hoffnung in diese Partnerschaft, so noch einmal Pawel Sadza, der sich bereits auf das nächste Treffen im Mai nächsten Jahres, dann wieder in Pszczyna, freut. Vielleicht kommt es in der jungen Partnerschaft dann bereits zu konkreten Projekten.